Veeam VBR v13 - kein tägliches Full Backup to Tape mehr wegen Wegfalls von Reverse(d) Incremental Backup?
Oder ist es etwa gar nur fehlendes Wissen?
Was ist Sache?
Der Wegfall der Reverse(d) Incremental Backup to Disk Method (RevI) mit der v13 von Veeam
Backup & Replication (VBR) ist, zumindest seit der hochoffizielle Ankündigung von
Anton Gostev im R&D Forum ⧉,
ein Aufreger erster Güte!
Dabei mutet der Umstand, dass die Aufregung gerade jetzt (erst) hochkocht, doch etwas
unverständlich an, denn dass RevI nicht mehr verfügbar sein wird,
war doch schon seit längerem bekannt.
Die von den Kritikern der kommenden Obsoletheit hier gerne vorgebrachten Argumente beziehen
sich meist auf den täglichen Export eines Full Backups,
speziell mittels der VBR Funktion Backup to Tape.
Im Folgenden soll die tatsächliche Auswirkung und dabei noch ein paar weitere
technische Hintergründe rund um die Bandsicherung mit Veeam besprochen werden.
C'est quoi le problème, chérie?
Die Bezeichnung Backup to Tape hat, so man die konkrete Umsetzung von Veeam hier nicht
wirklich kennt, zugegebenermassen doch ordentlich Potential für Missverständnisse!
Denn eigentlich erfolgt hier ein Backup (File) Copy to Tape, bei dem auch die Informationen*
über die Inhalte der Backupdatei, also zB. die Angabe welche Virtual Machines (VMs)
darin enthalten sind, im sogenannten Backup Catalog gespeichert werden.
BTW: bei File to Tape erstellt VBR im Gegensatz zu Backup to Tape Jobs lediglich
den Tape Catalog, der die Angaben enthält, welche/s File/s von welcher Source wann auf welches
Band geschrieben worden sind.
*Nur bei Backup to Tape Jobs wird zusätzlich auch der Backup Catalog erstellt, der
den Tape Catalog ergänzende Meta-Daten (ua. welche Backup Files welcher VM
darin enthalten sind) umfasst.
Nun gibt es zwar Ausnahmen von diesem "Stageing (to Disk first)" Prinzip
Veeams bei der Nutzung von Bandspeicher sowohl für Backup als auch Restore (zB.
direkter VM Restore in die Hypervisor-Umgebung ⧉
bei Backup to Tape Jobs oder
Unstructured Data Backup to Tape ⧉).
Der direkte Zugriff auf ein Bandmedium steht bei beim Backup von VMs und physischen Maschinen
aber nicht zur Verfügung, weswegen es eben zunächst der Erstellung eines Backups
auf Disk bedarf, bevor eben dieses auf Band kopiert werden kann.
Da bei einem am VBR erstellten Backup to Tape Job mit der Auswahl des Sources (wahlweise
Backup to Disk Job oder Auswahl des gesamten Repositories) dann grundsätzlich das aktuellste,
zuvor noch nicht auf Band geschriebene letzte Backup to Disk File
(bzw. genauer gesagt die aktuellste Backup Kette) von VBR selektiert wird (Ausnahme:
selecting Backup Chains to Archive ⧉)
, war es zumindest
früher absolut nachvollziehbar, dass RevI to Disk das Mittel der Wahl dargestellt hat,
um darauf aufbauend nachgelagert regelmässige tägliche Full Backups to Tape durchführen
zu können.
Mit Betonung auf "früher"! Denn seit erinnerlich VBR v8 gibt es
nun schon das Feature
Virtual (Synthetic) Full Backup to Tape ⧉!
Obzwar auf den ersten Blick nur monatliche oder wöchentliche virtual (synthetic)
Full Backups vorgesehen zu sein scheinen, kann hier über die Auswahl ALLER Wochentage
beim Weekly Full Backup die Erzeugung eines täglichen Full Backups auf Band ermöglicht
werden (siehe den grün eingefassten Bereich im nachfolgenden Bild).
Da hier ja mit Verweisen auf Daten gearbeitet wird, kann dementsprechend auch ein anderer Datenbestand als der am Tag des Full Backup to Tape gegebene ausgewählt werden - zB. Samstags erfolgt die Bandsicherung, das dabei erzeugte synthetische Full Backup soll aber den Stand der Daten von Freitag berücksichtigen.
Alleine schon aus diesem Gesichtspunkt ist Virtual Full Backup to Tape der Verwendung von RevI überlegen!
Zu beachten ist allerdings nun folgendes: diese Funktion kann NUR mit der Forever Forward Incremental (FFwdI) Method genutzt werden!
Bei Forever Incremental (with periodic synthetic or active Full Backups to Disk - FwdI) Modus ist dieses Feature, auch wenn es von Veeam (generell nicht abwählbar) aktiv gesetzt ist, schlicht nicht verwendbar!
Darauf wird im Text der GUI des Job Wizards aber auch entsprechend hingewiesen (siehe den rot eingefassten Bereich im Bild weiter oben).
Auf den Punkt gebracht.
Für die meisten User, die sich an dem vermeintlichen Verlust des täglichen
Full Backups to Tape mit Wegfall von RevI stossen, sollte die Lösung ihres
(vermeintlichen) Dilemmas ganz simpel sein:
schlicht die Methode des/der betroffenen VBR Backup to Disk Jobs von RevI auf FFwdI umstellen (
hier gibts mehr Infos zum Backup Method Switching ⧉).
Der Wechsel der Backup Method ist nicht nur problemlos möglich, es entstehen dabei
faktisch auch keine Einschränkungen (allenfalls abgesehen vllt. von der nicht
wirklich empirisch belegbaren "Mär" angeblich schnellerer Restores bei
Verwendung von RevI), die I/O Belastung des Backupstorages bleibt unverändert (hoch!)
und die daily-Tape Story sollte damit ja auch vom Tisch sein.
Also alles super?
Leider nicht ganz, denn Forever Incremental (FFwdI) wurde in der bisherigen Besprechung, ausser
in dem Zusammenhang, dass es bei virtual synthetic Full Backup to Tape dafür keine
Möglichkeit gibt, ganz bewusst noch nicht weiter erwähnt.
Veeam hätte dafür ja eigentlich GFS Backup to Tape (genauer: mit dem
GFS Media Pool ⧉)
mit der Möglichkeit eines täglich synthetisch erzeugten GFS to Tape vorgesehen.
"Hätt' i, tät' i, war' i"
("Hätte ich, täte ich, wäre ich") oder en Aléman: "Hätte hätte Fahradkette"
Soll heissen: mit diesem Feature von FwdI Backup to Disk Jobs tägliche Full Backups auf Band zu erzeugen funktioniert leider nicht!
Ebenso unverändert in der zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Blog-Artikels aktuellen VBR v12.3.
Der Beleg dieses Umstandes folgt noch in einem gesonderten Blog-Post nach.
Dieses Problem ist Veeam zwar hinlänglich bekannt, nicht bekannt ist hingegen ein Fix bzw. Releasedatum desselben.
Aber vllt. machts VBR v13 dann ja gut, wir werden sehen.
Verfasst am 20250130 von C. Pfleger